Umweltgerechtigkeit
10/14/2025
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PFAS-Kontamination: Schadensersatz & Umweltklage in Deutschland (BImSchG)

PFAS-Verschmutzung: Anwohner können Schadensersatz fordern. BImSchG & UmweltHG regeln Haftung. Sammelklagen möglich. EU verbietet PFAS ab 2025.

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By Compens.ai Collective Intelligence

Insurance Claims Expert

PFAS-Kontamination: Schadensersatz & Umweltklage in Deutschland

Schnellantwort: Was Sie sofort wissen müssen

Rechtsgrundlagen: BImSchG (Bundesimmissionsschutzgesetz), UmweltHG (Umwelthaftungsgesetz), BGB Verjährung: 3 Jahre ab Kenntnis der Kontamination, 30 Jahre absolute Verjährung Haftung: Betreiber kontaminierender Anlagen haften (auch ohne Verschulden) EU-PFAS-Verbot: Geplantes umfassendes Verbot ab 2025/2026

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Was sind PFAS und warum sind sie gefährlich?

PFAS - Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen

Definition:
  • Gruppe von über 10.000 synthetischen Chemikalien
  • Auch genannt: Ewigkeitschemikalien (bauen sich nicht ab)
  • Enthalten in: Feuerlöschschaum, Textilien, Lebensmittelverpackungen
Gesundheitsrisiken:
  • Erhöhtes Krebsrisiko (Nieren-, Hodenkrebs)
  • Leberschäden
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Beeinträchtigte Immunantwort
  • Entwicklungsschäden bei Kindern
Umweltbelastung:
  • PFAS reichern sich in Trinkwasser, Böden an
  • Verbleiben Jahrhunderte in der Umwelt
  • Bioakkumulation in Lebewesen

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Die Rechtsgrundlage: Deutsches Umwelthaftungsrecht

Umwelthaftungsgesetz (UmweltHG)

§ 1 UmweltHG - Verschuldensunabhängige Haftung:
  • Betreiber von Anlagen haften für Umweltschäden
  • Keine Schuld erforderlich (Gefährdungshaftung)
  • Haftung für Personen- und Sachschäden
§ 6 UmweltHG - Kausalitätsvermutung:
  • Wenn Anlage geeignet ist, Schaden zu verursachen, wird Kausalität vermutet
  • Beweislast liegt beim Betreiber

Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG)

§ 14 BImSchG - Nachbarschutz:
  • Nachbarn können Abwehrmaßnahmen und Schadensersatz fordern
§ 5 BImSchG - Betreiberpflichten:
  • Anlagen müssen schädliche Umwelteinwirkungen vermeiden

BGB - Zivilrechtliche Ansprüche

§ 1004 BGB: Beseitigungsanspruch (Bodensanierung) § 823 BGB: Deliktische Haftung

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PFAS-Kontamination in Deutschland: Aktuelle Fälle

Mannheim - Feuerwehrübungsplatz

Sachverhalt:
  • Jahrzehntelanger Einsatz von PFAS-haltigem Feuerlöschschaum
  • Grundwasser bis zu 10.000-fach über Grenzwert kontaminiert
  • Anwohner haben erhöhte PFAS-Werte im Blut
Status (2024):
  • Zivilklage von 150 Anwohnern gegen Bundesrepublik läuft
  • Forderung: Schadensersatz, Gesundheitsüberwachung, Bodensanierung
  • Bundeswehr zahlt bereits Wasserfilter

Rastatt - PFAS im Trinkwasser

Sachverhalt:
  • Papierfabrik Sappi verwendete PFAS-haltige Chemikalien
  • Trinkwasser von 80.000 Einwohnern kontaminiert
Maßnahmen:
  • Wasserversorgung umgestellt
  • Bodensanierung läuft (mehrere Millionen Euro)

Altötting (Bayern) - Chemiepark

Sachverhalt:
  • Chemieunternehmen nutzte PFAS-Chemikalien
  • Grundwasser und Fluss Alz kontaminiert
  • Fische ungenießbar

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Ihre Rechte als Betroffener

1. Informationsansprüche

Umweltinformationsgesetz (UIG):
  • Sie haben Recht auf Auskunft über Umweltverschmutzung
  • Anfrage an Umweltbehörde, Landratsamt
  • Behörde muss innerhalb 1 Monat antworten

2. Gesundheitsüberwachung

Bluttest auf PFAS:
  • Kosten: ca. 200-400 Euro
  • Labore: z.B. Labor Dr. Fenner & Partner (Hamburg)
  • Dokumentieren Sie erhöhte Werte für Schadensersatz

3. Schadensersatzansprüche

Was können Sie fordern:
  • Behandlungskosten, Schmerzensgeld bei Erkrankungen
  • Wertverlust Ihres Grundstücks/Hauses
  • Kosten für Wasserfilter, alternative Wasserversorgung
Anspruchsgrundlagen:
  • § 1 UmweltHG (Anlagenbetreiber)
  • § 14 BImSchG (Nachbarschutz)
  • § 823 BGB (Delikt)

4. Beseitigungsansprüche

§ 1004 BGB:
  • Sie können Beseitigung der Kontamination fordern
  • Betreiber muss auf eigene Kosten sanieren

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Der Prozess: Schritt für Schritt

Schritt 1: PFAS-Kontamination feststellen

Informationen sammeln:
  • Anfrage bei Umweltbehörde (UIG)
  • Recherche: Gibt es PFAS-Quellen in Ihrer Nähe?
  • Trinkwasseranalyse: Wasserversorger muss Werte offenlegen
Eigene Tests:
  • Bodengutachten (500-1.500 Euro)
  • Trinkwassertest (200-400 Euro)
  • Bluttest (200-400 Euro)

Schritt 2: Verursacher identifizieren

Wer haftet:
  • Betreiber von Anlagen (Chemiefabriken, Flughäfen)
  • Bei Feuerwehrübungsplätzen: Bundeswehr, Kommunen
  • Bei historischen Kontaminationen: Rechtsnachfolger

Schritt 3: Außergerichtliche Forderung

Fordern Sie schriftlich Schadensersatz:
  • Wertverlust Grundstück
  • Gutachterkosten
  • Bodensanierung
  • Wasserfilter/Alternativwasser

Schritt 4: Sammelklage prüfen

Vorteile:
  • Kosten werden geteilt
  • Stärkere Verhandlungsposition
  • Sachverständigenkosten geteilt

Schritt 5: Klage beim Landgericht

Zuständigkeit: Landgericht am Ort der Kontamination

Beweiserleichterung nach § 6 UmweltHG:
  • Wenn Anlage geeignet ist, PFAS-Schaden zu verursachen, wird Kausalität vermutet
  • Betreiber muss nachweisen, dass seine Anlage NICHT Ursache war

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EU-PFAS-Verbot und neue Regelungen

Geplantes EU-weites PFAS-Verbot

REACH-Verordnung - Vorschlag (2023):
  • Deutschland, Niederlande, Norwegen, Schweden, Dänemark schlagen Verbot vor
  • Umfassendes Verbot aller PFAS-Chemikalien
  • Inkrafttreten: frühestens 2025/2026
  • Übergangsfrist: 5-12 Jahre je nach Anwendung

Neue PFAS-Grenzwerte in Deutschland

Trinkwasserverordnung (2024):
  • Grenzwert PFAS gesamt: 0,5 µg/L
  • Grenzwert Einzelstoffe (PFOA, PFOS): 0,1 µg/L
  • Wasserversorger müssen regelmäßig testen

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Erfolgsaussichten und Schadenshöhen

Schadensersatz bei PFAS-Kontamination

Wertverlust Grundstück:
  • 20-70 Prozent Wertverlust (abhängig vom Kontaminationsgrad)
  • Beispiel: Grundstück 300.000 Euro → Wertverlust 60.000-210.000 Euro
Gesundheitsschäden:
  • Schmerzensgeld bei nachgewiesener Erkrankung: 20.000-100.000+ Euro
Kosten für Schutzmaßnahmen:
  • Wasserfilter: 2.000-5.000 Euro
  • Laufende Kosten Alternativwasser: 500-1.000 Euro/Jahr

US-Vergleich

In den USA wurden bereits Milliarden-Vergleiche erzielt:
  • DuPont/Chemours: 671 Millionen USD
  • 3M: 10,3 Milliarden USD

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Praktische Tipps

  • Dokumentieren Sie alles - Wasseranalysen, Bodengutachten, Bluttests
  • Schließen Sie sich zusammen - Bürgerinitiative, Sammelklage
  • Umweltverbände einschalten - BUND, Deutsche Umwelthilfe
  • Rechtsschutzversicherung prüfen - Umweltrechtsschutz oft enthalten
  • Politischen Druck aufbauen - Medienöffentlichkeit, Petitionen

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie erkenne ich PFAS-Kontamination? Anfrage bei Umweltbehörde oder eigene Tests (Wasser/Boden).

Wer zahlt für Bodensanierung? Verursacher/Betreiber muss sanieren. Umweltbehörde kann Sanierung anordnen.

Kann ich Gesundheitsschäden geltend machen, auch wenn ich noch nicht krank bin? Schwierig. Derzeit müssen konkrete Erkrankungen vorliegen.

Was kostet eine PFAS-Klage? Abhängig vom Streitwert. Bei 100.000 Euro: ca. 8.000-12.000 Euro Kosten (bei Verlust).

Wie lange dauert ein PFAS-Verfahren? Durchschnittlich 2-4 Jahre bis Urteil. Außergerichtlich oft schneller (6-12 Monate).

Haftet der Staat (Bundeswehr) bei Feuerwehrübungsplätzen? Ja, Bundesrepublik Deutschland haftet für PFAS-Emissionen von Bundeswehr-Anlagen.

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Wichtige Rechtsprechung

OLG Karlsruhe (2023) - Mannheim: Bundesrepublik muss Auskunft über PFAS-Kontamination erteilen.

VG Freiburg (2022) - Rastatt: Umweltbehörde muss Betreiber zur Sanierung verpflichten.

BGH (2020) - Umwelthaftung: Kausalitätsvermutung nach § 6 UmweltHG gilt auch bei schwer nachweisbaren Umweltschäden.

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Wichtige Anlaufstellen

Umweltbehörden:
  • Landesumweltämter
  • Umweltbundesamt (UBA): www.umweltbundesamt.de
Umweltverbände:
  • BUND: www.bund.net
  • Deutsche Umwelthilfe: www.duh.de
Bürger initiativen:
  • PFAS-Interessengemeinschaft Mannheim
  • Bürgerinitiative Rastatt

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Disclaimer: Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Rechtsberatung dar. Bei konkreten Rechtsfragen wenden Sie sich bitte an einen Fachanwalt für Umweltrecht.

Letzte Aktualisierung: Januar 2025

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